Jeder dritte Grundschullehrer erlebt oft gefährliche Situation durch Elterntaxis
Knapp ein Drittel der Grundschullehrer in Deutschland hat einer Umfrage zufolge durch Elterntaxis im vergangenen Schuljahr mindestens einmal pro Woche eine gefährliche Situation vor der eigenen Schule erlebt. Elf Prozent geben an, täglich eine derartige Situation mitzubekommen, wenn Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, wie aus einer am Donnerstag vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) veröffentlichten Forsa-Erhebung hervorgeht.
Mehr als 90 Prozent der befragten Grundschullehrer und Eltern von Grundschulkindern halten ausreichend breite und nicht zugeparkte Fußwege für die Lösung, um den Verkehr vor der Schule sicherer zu gestalten. Als hilfreich bewerteten sie ebenso Ampeln, Zebrastreifen, Mittelinseln oder eine regelmäßige Unterstützung durch die Polizei. Acht von zehn Befragten befürworteten es, Kinder zum eigenständigen Bestreiten des Schulwegs zu ermutigen.
Die Realität vor Ort sieht für die meisten Teilnehmer der Umfrage jedoch anders aus. Nur 27 Prozent der Lehrer und 51 Prozent der Eltern gaben an, dass es ausreichend breite und nicht zugeparkte Fußwege vor der Schule gibt. Sichere Radwege im Schulumfeld sind nur für 13 Prozent der Lehrer und zwölf Prozent der Eltern vorhanden. Am häufigsten vor Schulen umgesetzt ist eine Tempobeschränkung auf 30 Kilometer pro Stunde.
Das subjektiv wahrgenommene Verkehrsaufkommen vor den Grundschulen scheint laut Umfrage deutlich höher zu sein als das tatsächliche. 17 Prozent der Eltern gaben an, ihr Kind mit dem Auto zur Schule zu bringen. Bei der Frage, wie viele Kinder morgens regelmäßig mit dem Auto gebracht werden, gaben mehr als zwei Drittel der Lehrer und vier von fünf Eltern an, dass dies bei mindestens 25 Prozent der Kinder der Fall sei.
Als Hauptgrund für die Elterntaxis gaben die meisten Befragten Bequemlichkeit an. Dahinter folgten Ängste, das Kind allein den Schulweg bestreiten zu lassen, und die Verbindung mehrerer Wege.
Der VCD und das ebenfalls an der Umfrage beteiligte Deutsche Kinderhilfswerk sowie der Verband Bildung und Erziehung forderten, Schulwege sicherer zu gestalten. Sie kritisierten zudem, dass Eltern nicht gut genug über vorhandene Maßnahmen informiert würden. Zu viele Autos vor den Schulen seien ein "enormes Gefährdungspotenzial". Das Elterntaxi müsse der Vergangenheit angehören.
Eltern täten ihren Kindern keinen Gefallen, wenn sie sie mit dem Auto zur Schule brächten, erklärte Anne Lütkes, Vizepräsidentin des Deutschen Kinderhilfswerks. Für die Umfrage wurden 508 Grundschullehrer und 500 Eltern von Grundschulkindern zwischen dem 20. Juli und dem 16. August online befragt.
I.Servais--JdB