Umweltorganisationen richten hohe Erwartungen an Baerbock bei Weltklimakonferenz
Zu Beginn der zweiten Verhandlungswoche bei der UN-Klimakonferenz in Dubai (COP28) haben Umweltorganisationen hohe Erwartungen an Bundesaußenministerin Annalena Baerbock gerichtet. Da Baerbock für die EU die Verhandlungen im Bereich Klimaschutzmaßnahmen führe, komme ihr "als Person jetzt eine ganz wichtige Rolle zu", sagte der politische Geschäftsführer von Germanwatch, Christoph Bals, am Freitag in Dubai.
Die grüne Ministerin, die am Donnerstagabend in Dubai eingetroffen war, müsse als "Schlüsselverhandlerin" dazu beitragen, dass sich ein Bündnis aus den besonders verletzlichen Staaten und fortschrittlichen Industrieländern bilde, forderte Bals. Dabei gehe es darum, sowohl "die COP-Präsidentschaft als auch die großen Emittenten, insbesondere USA und China, vor sich herzutreiben", um ehrgeizige Beschlüsse in Dubai zu erwirken.
Luisa Neubauer von der Klimaschutzbewegung Fridays for Future sagte in Dubai, die zweite Hälfte der Verhandlungen könnten "der Moment sein, wo endlich, endlich, endlich ein Ausstieg aus fossilen Energien beschlossen wird". Dieses Vorhaben werde allerdings "offensichtlich extrem kontrovers" diskutiert. Deutschland könne eine entscheidende Rolle spielen, um die Widerstände zu überwinden.
Bei der 28. Klimakonferenz diskutieren die fast 200 Teilnehmerländer zum ersten Mal über ein gemeinsames allgemeines Bekenntnis aus allen fossilen Energieträgern. Klimawissenschaftler und Umweltorganisationen mahnen, dass dies notwendig ist, um weltweit bis spätestens 2050 Klimaneutralität zu erreichen und die 1,5-Grad-Grenze des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Gegen einen solchen Beschluss gibt es in Dubai aber vehementen Widerstand, insbesondere von Ölstaaten wie Saudi-Arabien.
Martin Kaiser, Vorstand von Greenpeace Deutschland, forderte am Freitag, Baerbock müsse nun "alles daran setzen, einen Beschluss zum sofort startenden Ausstieg aus den Fossilen gegen die Lobbyinteressen der Öl- und Gasindustrie zu erwirken". Wenn die weltweite Nutzung von Kohle, aber auch Öl und Gas nicht schon ab dem nächsten Jahr bis 2030 deutlich zurückgehe, werde dies "enorm viele Menschen in eine Katastrophe stürzen".
Der Ausstieg aus fossilen Energien gehört zu den größten Streitthemen in Dubai. Mehr Unterstützung gibt es dafür, sich zu einer Verdreifachung der weltweiten Kapazitäten der Erneuerbaren sowie eine Verdopplung der Energieeffizienz bis 2030 zu bekennen.
Die Klima-Expertin Sabine Minninger von Brot für die Welt mahnte, dass auch bei den Verhandlungen über Finanzhilfen für ärmere Länder für Maßnahmen zur Anpassung an die Erderwärmung noch viele Fragen offen seien. Die Verhandler sollten jedoch nicht aus den Augen verlieren, dass "Klimaschäden vier Mal teurer als eine vernünftige Anpassungsfinanzierung" seien.
W.Lejeune--JdB