

Rückholmission für "gestrandete" Astronauten: Neue Besatzung auf ISS gelandet
Ihr Aufenthalt im All hätte eigentlich nur acht Tage dauern sollen, nach neun Monaten konnten Suni Williams und Butch Wilmore nun endlich ihre Ablösung in Empfang nehmen: Eine Dragon-Kapsel, mit der die zwei auf der Internationalen Raumstation gestrandeten US-Astronauten zur Erde zurückfliegen sollen, hat am Sonntag an der ISS angedockt. In einer Live-Übertragung war zu sehen, wie die neue vierköpfige Crew um kurz nach 06.45 Uhr MEZ in der Raumstation ihre in der Schwerelosigkeit schwebenden Kollegen umarmte.
Es sei ein "wundervoller Tag" und "großartig, unsere Freunde ankommen zu sehen", sagte Williams. Sie und Wilmore sitzen seit Juni auf der ISS fest, weil ihr Raumschiff eine Panne erlitten hatte. Williams und Wilmore waren im Juni mit einem Starliner-Raumschiff des US-Luftfahrtkonzerns Boeing zur ISS geflogen und sollten ursprünglich nur acht Tage im All verbringen. Wegen eines technischen Problems am Starliner kehrte dieser jedoch ohne sie zur Erde zurück, seither saßen die beiden Astronauten auf der ISS fest und warteten auf eine Rückfluggelegenheit.
In den kommenden Tagen ist zunächst eine Übergabe zwischen den Crews geplant. Frühestens am Mittwoch kann die bisherige ISS-Besatzung mit Williams und Wilmore sowie zwei weiteren Raumfahrern dann mit einer Dragon-Kapsel zur Erde zurückfliegen.
Die neue Besatzung der ISS besteht aus den beiden US-Astronautinnen Nichole Ayers und Anne McClain, dem russischen Kosmonauten Kirill Peskow und dem Japaner Takuya Onishi. Sie waren am Freitag mit einer Rakete des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX vom Kennedy Space Center in Florida ins All geflogen.
Das neue Team soll während seines sechsmonatigen Aufenthalts an Bord der Raumstation verschiedene wissenschaftliche Experimente vornehmen, darunter Forschungen zu den Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den menschlichen Körper und Tests zur Entflammbarkeit von Materialien.
Das Schicksal der auf der ISS gestrandeten Astronauten Williams und Wilmore stand zuletzt auch im Zentrum eines politischen Streits, nachdem US-Präsident Donald Trump und sein enger Berater Elon Musk der Vorgängerregierung unter Präsident Joe Biden vorgeworfen hatten, die beiden aus "politischen Gründen" im Stich gelassen und Pläne für eine frühere Rückkehr abgelehnt zu haben. Diese Äußerungen lösten in der Raumfahrtgemeinschaft Empörung aus, zumal Musk keine Einzelheiten nannte.
Mit ihrem erzwungenen Dauer-Aufenthalt auf der ISS sind Wilmore und Williams allerdings noch weit vom Rekord ihres Landsmanns Frank Rubio entfernt: Dieser verbrachte bis September 2023 statt der geplanten sechs Monate insgesamt 371 Tage auf der Raumstation. Grund war ein Leck im Kühlsystem der russischen Raumkapsel, mit der er zur Erde zurückkehren sollte. Schließlich wurde er mit einer Ersatz-Kapsel abgeholt. Den Weltrekord für den längsten Aufenthalt im All hält der russische Kosmonaut Waleri Poljakow, der 1995 nach 437 Tagen auf der Mir-Raumstation auf die Erde zurückgekehrt war.
S.Lambert--JdB