

Knorr und Löwen bezwungen: Kiel erreicht Pokalfinale
Die Nerven bewahrt, der Titel ganz nah: Der THW Kiel hat in einem Overtime-Krimi das Endspiel des DHB-Pokals erreicht. Die Mannschaft von Trainer Filip Jicha ließ sich im Halbfinale gegen die Rhein-Neckar Löwen auch von einem zwischenzeitlichen Fünf-Tore-Rückstand nicht aus der Ruhe bringen und bezwang die Mannheimer um ihren scheidenden Spielmacher Juri Knorr 32:31 (28:28, 14:17) nach Verlängerung, am Sonntag (15.35 Uhr/ARD und Dyn) greift der Rekordsieger nach seinem 13. Pokal-Triumph.
Gegner im Kampf um den Thron ist entweder die MT Melsungen oder Zweitligist HBW Balingen-Weilstetten, die am Abend (19.00 Uhr/Dyn) das zweite Endspiel-Ticket ausspielen.
Emil Wernsdorf Madsen war am Samstag vor knapp 20.000 Zuschauern in der Lanxess Arena mit elf Treffern der beste Schütze für die Kieler, dazu agierte Nationaltorhüter Andreas Wolff in der Crunchtime mit zwei parierten Siebenmetern gegen Knorr spielentscheidend. Die Norddeutschen stehen zum ersten Mal seit 2022 im Endspiel. Die letzten neun Male, die der THW das Pokalfinale erreichte, holte er auch den Titel. Somit winkt auch Urgestein Patrick Wiencek, der am Saisonende seine Karriere beendet, ein triumphaler Abschluss seiner Laufbahn.
Die Löwen verpassten derweil die Chance, zwei Jahre nach ihrem Coup bei der Finalturnier-Premiere in Köln erneut das Endspiel-Ticket zu lösen. Nationalspieler Knorr, der eine bärenstarke Leistung zeigte und sich zur neuen Saison dem dänischen Topklub Aalborg HB anschließt, verabschiedet sich damit ohne weiteren Titel aus Mannheim.
Die beiden ehemaligen Meister lieferten sich zum Auftakt des Hochglanz-Events in Köln-Deutz das erwartete Spektakel. Hohes Tempo, viel Intensität, dazu zwei starke Torhüter - die Zuschauer bekamen eine echte Show geboten.
Zunächst mit leichten Vorteilen für die Löwen. Auch wenn Wolff zu Beginn gleich mehrfach Würfe der Mannheimer Außenspieler parierte, riss Hinzes Team das Spiel mit zunehmender Dauer an sich. Daran trug eine stabile Deckung ebenso bei wie David Späth. Wolffs Nationalmannschaftskollege fand ebenfalls gut ins Spiel und zündete die Löwen-Fans nach gelungenen Aktionen mit aufgerissenem Mund immer wieder an.
Im Angriff zog der hellwache Knorr, der einen Treffer durch einen starken Ballklau erzielte, klug die Fäden. Neben ihm machte auch Ivan Martinovic ein starkes Spiel und war immer wieder erfolgreich - beim 15:10 (25.) durch Martinovic wuchs der Vorsprung erstmals auf fünf Tore. Bitter: Nach seinem Treffer musste kroatische Vizeweltmeister mit einer Knieblessur unter Tränen vom Feld.
"Wir müssen genauso weitermachen nach der Pause. Kiel wird brennen und zurückkommen, das müssen wir gegenhalten", prophezeite Späth zur Pause - und er sollte mit seiner Einschätzung richtig liegen. Kiel glich beim 22:22 (46.) wieder aus. Es entwickelte sich eine spannende Schlussphase, in der Späth immer wieder zur Stelle war.
Auf der Gegenseite kam Wolff nach einer zwischenzeitlichen Pause zurück ins Spiel und setzte auch gleich Akzente. Erst rettete er gegen Knorr kurz vor Ende der regulären Spielzeit, dann hatte er in der Verlängerung mehrfach eine Hand am Ball.
R.Vercruysse--JdB