

Studie: Kinder und Jugendliche aus Ukraine sprechen mittlerweile gut Deutsch
Aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche sprechen einer Befragung zufolge mittlerweile überwiegend gut Deutsch. Allerdings fühlen sie sich zu ihrer Schule weniger zugehörig als Gleichaltrige ohne Fluchterfahrung, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB) am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Von den mehr als einer Million nach Deutschland geflüchteten Menschen aus der Ukraine sind etwa 357.000 minderjährig.
Zwischen März und Juni 2024 wurden rund 2900 Erwachsene und knapp 500 Kinder im Alter zwischen elf und 17 Jahren befragt. Diese waren in den ersten vier Monaten nach Kriegsausbruch mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen.
Zum Befragungszeitpunkt besuchten fast alle Kinder und Jugendliche den regulären Schulunterricht. Nur neun Prozent nahmen für manche Schulfächer eine spezielle Klasse für Geflüchtete in Anspruch. Unmittelbar nach ihrer Ankunft hatte noch rund ein Drittel spezifische Klassen besucht. Rund ein Drittel nahm im Sommer 2024 an einem ukrainischen Onlineunterricht teil.
Der Wechsel in die Regelklassen spiegelt sich auch in den Sprachkenntnissen wider. Bei ihrer Ankunft konnten 92 Prozent kein Deutsch. Im Sommer 2024 gab hingegen mehr als die Hälfte der befragten Schüler an, gut oder sehr gut Deutsch sprechen zu können.
Ein Großteil der Befragten gab allerdings an, nur ein geringes Zugehörigkeitsgefühl zur jeweiligen Schule zu haben. Jugendliche aus Syrien oder Afghanistan hatten etwa zwei Jahre nach ihrer Ankunft in Deutschland ein im Vergleich dazu überdurchschnittliches Zugehörigkeitsgefühl zu ihrer Schule.
"Vielen Schulen ist es demnach noch nicht gelungen, neu zugewanderte Kinder und Jugendliche aus der Ukraine so in den Schulalltag zu integrieren, dass sich ein Großteil in der Schule wohl fühlt", erklärte Studienmitautorin Katharina Spieß vom BIB.
Davon betroffen sind vor allem ältere Schülerinnen und Schüler. Kinder und Jugendliche, die ihre Zukunft langfristig in Deutschland sehen, sind ihrer Schule stärker verbunden. Gleiches gilt auch für diejenigen, die mittlerweile besser Deutsch können.
Knapp zwei Drittel der befragten Minderjährigen sind in mindestens einer außerschulischen Aktivität engagiert. Am beliebtesten ist Sport, gefolgt von Kunst und Musik. Vor allem Kinder und Jugendliche mit besseren Deutschkenntnissen nutzten häufiger Freizeitangebote.
Im Bereich der Lebenszufriedenheit zeigte sich, dass Kinder tendeziell zufriedener sind als ihre Eltern. Auf einer Skala von null bis zehn gaben die Befragten im Mittel einen Wert von 7,3 an. 27 Prozent der Kinder und Jugendlichen gaben einen Wert von sechs oder weniger an. Das geht vor allem auf ältere Jugendliche zurück, die eine Rückkehrabsicht oder enge Freunde in der Ukraine haben.
Wer an außerschulischen Freizeitaktivitäten teilnimmt, Freundschaften in Deutschland und gute Sprachkenntnisse hat, ist meist zufriedener. Leben Kinder und Jugendliche mit beiden Elternteilen in Deutschland, sind auch sie im Schnitt zufriedener.
Mehr als ein Drittel der Elf- bis 17-Jährigen gab an, für immer in Deutschland bleiben zu wollen. Fast genauso viele sind noch unentschlossen. Bei den befragten Eltern sind 20 Prozent noch unentschieden, während 50 Prozent für immer bleiben möchten.
"Wenn die Unsicherheit von Kindern beim Verbleib größer ist als bei den Eltern, dann erschwert das ihre Lebenssituation und das 'Ankommen' in Deutschland", erklärte Studienmitautorin Ludovica Gambaro.
S.Vandenberghe--JdB