

Frieden "realisierbar": Selenskyj und Trump schlagen nach Eklat versöhnlichere Töne an
Wenige Tage nach dem Eklat im Weißen Haus haben sich US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj um eine Wiederannäherung bemüht. Trump sagte vor dem US-Kongress, Selenskyj habe sich in einem Brief zu Verhandlungen bereit erklärt. Selenskyj erklärte in einem Telefonat mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch, ein dauerhafter Frieden sei "vollkommen realisierbar", wenn Europa und die USA zusammenarbeiteten. Nach Angaben eines Selenskyj-Mitarbeiters sind weitere Gespräche zwischen beiden Seiten geplant.
"Hatte ein Telefongespräch mit dem Nationalen Sicherheitsberater des US-Präsidenten" Mike Waltz, erklärte der ukrainische Präsidialamtschef Andrij Jermak im Onlinedienst X. "Wir haben für die nahe Zukunft ein Treffen unserer Teams angesetzt, um diese wichtige Arbeit fortzusetzen", fügte Jermak hinzu.
Selenskyj erklärte nach dem Telefonat mit Scholz in Onlinediensten: "Wir alle wollen eine sichere Zukunft für unser Volk. Nicht nur eine vorläufige Waffenruhe, sondern ein Ende des Krieges. Mit unseren koordinierten Bemühungen und der Führung der USA ist das durchaus erreichbar".
Scholz seinerseits erklärte, er habe sich mit Selenskyj über "die aktuelle militärische und humanitäre Lage ausgetauscht sowie über Wege hin zu einem gerechten Frieden in der Ukraine", teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit. Der Kanzler habe die Bereitschaft des ukrainischen Präsidenten begrüßt, "zum frühestmöglichen Zeitpunkt Verhandlungen aufzunehmen". Beide Politiker seien sich einig gewesen, dass Trump eine Führungsrolle einnehme in den Bemühungen um einen "raschen Einstieg in einen Waffenstillstand und dauerhaften Frieden für die Ukraine", hieß es weiter.
Trump sagte in seiner Rede vor dem US-Kongress am Dienstagabend (Ortszeit), Selenskyj habe sich in dem Brief bereit erklärt, "so bald wie möglich an den Verhandlungstisch zu kommen, um einen dauerhaften Frieden näher zu bringen". Zudem habe der ukrainische Präsident betont, dass er "jederzeit" zur Unterzeichnung des Rohstoffabkommens mit den USA bereit sei.
Selenskyj habe sich in dem Schreiben zudem für alles bedankt, was die USA getan hätten, um "der Ukraine dabei zu helfen, ihre Souveränität und Unabhängigkeit zu erhalten", sagte Trump weiter. In Selenskyjs Richtung fügte er hinzu: "Ich weiß es zu schätzen, dass er diesen Brief geschickt hat."
Selenskyj hatte am Dienstag bei X erklärt, er wolle nach dem vor der Weltöffentlichkeit ausgetragenen Schlagabtausch im Weißen Haus die Dinge mit Trump "in Ordnung" bringen und unter dessen "starker Führung" auf einen dauerhaften Frieden hinarbeiten.
Als Vorbereitung auf mögliche Friedensverhandlungen schlug er eine "Waffenruhe" in der Luft und zur See vor. Er räumte ein, dass sein Treffen am vergangenen Freitag mit Trump im Washington nicht so verlaufen sei wie geplant. "Wir möchten, dass die künftige Zusammenarbeit und Kommunikation konstruktiv ist."
Der Streit im Oval Office hatte die Spannungen zwischen Washington und Kiew weiter verschärft. Vor laufenden Kameras hatten Trump und sein Stellvertreter JD Vance den ukrainischen Präsidenten heftig angegriffen und ihm fehlende Dankbarkeit für die US-Militärhilfe und Respektlosigkeit vorgeworfen. Selenskyj verließ das Weiße Haus im Streit.
Am Montag ordnete Trump laut einem Mitarbeiter im Weißen Haus die Aussetzung der US-Militärhilfe für die Ukraine an. Am Mittwoch erklärte CIA-Chef John Ratcliffe, dass auch die Weitergabe von Geheimdienstinformationen an die Ukraine vorerst gestoppt worden sei.
Zur Begründung für den Stopp sagte Ratcliffe, Trump stelle sich die Frage, ob Selenskyj "dem Friedensprozess verpflichtet" sei. Experten sehen die von den USA gelieferten Geheimdienstinformationen als entscheidend für den ukrainischen Abwehrkampf gegen die russischen Truppen.
"Wir sind einen Schritt zurückgetreten, und wir setzen alle Aspekte dieser Beziehung aus und unterziehen sie einer Überprüfung", sagte der Waltz mit Blick auf die Unterstützung der Ukraine mit Militärhilfen und Geheimdienstinformationen.
Russland begrüßte die jüngsten Äußerungen des ukrainischen Präsidenten über Verhandlungen zur Beendigung des seit drei Jahren anhaltenden Kriegs. "Dieser Ansatz ist im Allgemeinen positiv", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.
Russlands Verbündeter Belarus bot sich als Gastgeber für mögliche Friedensverhandlungen an. Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko lud Trump, Selenskyj und Kreml-Chef Wladimir Putin nach Minsk ein. "Wir werden uns hinsetzen und uns in aller Ruhe einigen. Wenn Sie sich einigen wollen", sagte Lukaschenko in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview, das bereits in der vergangenen Woche geführt worden war. Kreml-Sprecher Peskow sagte, die belarussische Hauptstadt sei "der beste Ort für Verhandlungen".
M.F.Schmitz--JdB