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Regierung richtet Anlaufstelle für Betroffene von Verschwörungserzählungen ein
Das Bundesfamilienministerium hat eine Anlaufstelle für Betroffene von Verschwörungserzählungen, Lügen und Desinformation eingerichtet. Die neue Stelle "Beratungskompass Verschwörungsdenken" soll ab diesem Donnerstag all denen Rat anbieten, die deswegen Unterstützung suchen, wie das Ministerium in Berlin mitteilte. Beteiligt an dem Projekt im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!" ist demnach auch das Bundesinnenministerium.
"Verschwörungserzählungen sind nicht nur Gift für unsere Demokratie, sie belasten auch Familien, Freunde und Kollegen von Verschwörungsgläubigen enorm", erklärte dazu Familienministerin Lisa Paus (Grüne). Wer Rat suche, erhalte bei der neuen Anlaufstelle "eine erste Orientierung und Hilfe, um passende Beratungsangebote in der Nähe zu finden".
Nach einem vertraulichen Erstgespräch würden Ratsuchende bei Bedarf an eine spezialisierte Stelle weitervermittelt. "So unterstützen wir Betroffene und deren Umfeld sehr konkret und stärken gleichzeitig die Prävention, um unsere Gesellschaft vor den wachsenden Gefahren von Verschwörungsdenken zu schützen", betonte Paus.
Verschwörungserzählungen würden "gezielt verbreitet, um unsere Gesellschaft zu spalten und das Vertrauen in die unabhängige Wissenschaft, in freie Medien oder demokratische Institutionen zu zerstören", erklärte Innenministerin Nancy Faeser (SPD). Sie könnten "in extremistische Ideologien führen und Täter zu Straf- und Gewalttaten antreiben". Oft verknüpft seien sie mit Antisemitismus.
"Meist fällt den Menschen im direkten Umfeld innerhalb der Familie, dem Freundeskreis oder in der Schule zuerst auf, wenn Verschwörungserzählungen verbreitet werden", erklärte Faeser weiter. Dabei erscheine ein offener Dialog auf Augenhöhe oft unmöglich, weil das Gegenüber für Argumente nicht mehr zugänglich sei. "Die Einrichtung der bundesweiten Beratungsstelle ist deshalb ein wichtiger Baustein in der ganzheitlichen Bekämpfung von Extremismus und Desinformation", hob die Innenministerin hervor.
Durchgeführt wird das Projekt laut der Mitteilung vom Violence Prevention Network, der Amadeu Antonio Stiftung und von modus – Zentrum für angewandte Deradikalisierungsforschung. Die Beratungsstelle sei ab sofort online sowie telefonisch erreichbar.
Der erste Termin diene dabei neben der anonymen Erstberatung der Einschätzung des individuellen Bedarfs. Wenn nötig übernehme anschließend eine lokale Beratungsstelle die weitere Unterstützung vor Ort. Betroffene können sich auch per Mail oder online direkt nach lokalen Unterstützungsangeboten erkundigen.
F.Dubois--JdB