Forum der Geisel-Familien in Israel drängt Netanjahu zum Einhalten der Waffenruhe
Einen Tag vor der geplanten Freilassung weiterer israelischer Geiseln hat das Forum der Geisel-Familien den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu zum Einhalten des Waffenruhe-Abkommens gemahnt. "Eine gesamte Nation verlangt die Heimkehr der Geiseln", erklärte das Forum der Geisel-Familien am Freitag. Zuvor hatte US-Präsident Donald Trumps Vorstoß zur Umsiedlung der palästinensischen Bevölkerung des Gazastreifens die Zukunft des Abkommens ungewiss erscheinen lassen.
Seit dem Beginn der Waffenruhe am 19. Januar sind 18 israelische Geiseln von der radikalislamischen Hamas und mit der Hamas verbündeten Gruppen freigelassen worden. Israel setzte im Gegenzug rund 600 palästinensische Häftlinge auf freien Fuß. Das Abkommen sieht in seiner ersten Phase die Freilassung von insgesamt 33 Geiseln vor.
Der nächste Austausch soll am Samstag stattfinden, doch bisher hat sich keine Seite näher dazu geäußert. Ein Sprecher des Forums der Geisel-Familien erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, sie hätten keine Informationen über die Geiseln, die am Samstag freigelassen werden sollen. An Regierungschef Netanjahu gerichtet erklärte das Forum der Geisel-Familien: "Verpassen Sie nicht diese Gelegenheit!"
Zuvor hatten Aussagen aus Washington für Unsicherheit gesorgt. Trump hatte vorgeschlagen, den Gazastreifen unter die Kontrolle der USA zu bringen und die dortige Bevölkerung etwa nach Jordanien oder Ägypten umzusiedeln. International wurde Trump für seinen Vorstoß scharf kritisiert. In Israel löste er Besorgnis über die Zukunft der verbliebenen Geiseln aus.
Yaele David, deren Bruder Evyatar sich noch im Gazastreifen in Geiselhaft befindet, drang auf eine Vollendung des Abkommens und die Freilassung aller Geiseln. Sollte das nicht gelingen, werde es "einen riesigen schwarzen Fleck auf der Geschichte unseres Landes" hinterlassen, erklärte David.
Am Montag sollen die Gespräche über die zweite Phase des Waffenruhe-Abkommens beginnen. Bisher gab es jedoch noch keine Informationen über den Stand der Verhandlungen.
In der zweiten Phase des Abkommens sollen die Hamas und mit ihr verbündete Gruppen alle verbliebenen Geiseln an Israel übergeben und ein endgültiges Ende des vor knapp 16 Monaten begonnenen Gaza-Kriegs soll erreicht werden. Laut dem israelischen Militär befinden sich noch 76 Geiseln im Gazastreifen, 34 von ihnen sind demnach tot.
W.Baert --JdB