Flammeninferno von Los Angeles dehnt sich weiter aus - Kein Ende in Sicht
Das Flammeninferno in Los Angeles und Umgebung hat sich am Wochenende nochmals ausgedehnt - und trotz des tagelangen massiven Löscheinsatzes ist weiter kein Ende in Sicht. Nachdem sich die Flammen am Samstag vom Stadtteil Pacific Palisades weiter nach Osten und Norden ausgebreitet hatten, warnten die Behörden am Sonntag vor neuen starken Winden, die die Feuer weiter gefährlich anfachen könnten. Die offizielle Zahl der Todesopfer stieg auf mindestens 16.
"Die Winde werden potenziell wieder gefährlich und stark", warnte die Chefin der Katastrophenschutzbehörde Fema, Deanne Criswell, am Sonntag im Sender CNN. Zwar sagte der US-Wetterdienst voraus, dass sich die Winde am späteren Sonntag abschwächen würden. Doch würden sie dann in der Nacht wieder zunehmen.
Im noblen Stadtteil Pacific Palisades breiteten sich die Flammen weiter aus und bedrohten dort auch das berühmte Kunstmuseum Getty Center. Zudem bewegten sich die Flammen in Richtung des dicht besiedelten Tals San Fernando Valley.
Während die Gerichtsmedizin des Verwaltungsbezirks Los Angeles die neue Zahl von 16 Toten veröffentlichte, herrschten Befürchtungen, dass die Opferzahl weiter steigen könnte. Einsatzkräfte mit Spürhunden durchkämmten die Ruinen auf der Suche nach Vermissten.
Unter den Toten ist der frühere australische Kinderstar Rory Sykes, wie seine Mutter in Onlinenetzwerken mitteilte. Sykes war in den 90er Jahren in einer britischen Fernsehsendung aufgetreten.
Neue offizielle Zahlen dokumentierten das ganze Ausmaß der Katastrophe. Das sogenannte Palisades Fire war nur elf Prozent eingedämmt und vernichtete bereits 9500 Hektar Fläche. Das Eaton Fire, das unter anderem im Vorort Altadena wütete, galt zu 15 Prozent als unter Kontrolle und verschlang etwa 5650 Hektar.
Nach Angaben der Brandschutzbehörde Cal Fire wurden etwa 12.000 Gebäude vernichtet. Eingerechnet wurden dabei aber auch Anbauten, Wohnmobile und Schuppen.
Die deutschen Kulturstätten Thomas-Mann-Haus und Villa Aurora im besonders stark betroffenen Pacific Palisades schienen aber den Flammen weiterhin standzuhalten. Beide Häuser seien nach den vorliegenden Erkenntnissen nicht beschädigt worden, lägen aber weiterhin in der Gefahrenzone, teilte der Trägerverein mit. In den Häusern hatten die Schriftsteller Thomas Mann und Lion Feuchtwanger während ihres Exils gelebt.
In der südkalifornischen Millionenmetropole herrschte auch große Furcht vor Plünderungen. Um solche Raubzüge zu verhindern, wurden in mehreren Vierteln nächtliche Ausgangssperren verhängt. Nahe des Hauses von Vizepräsidentin Kamala Harris in Brentwood wurden zwei Menschen wegen Verstoßes gegen die Ausgangssperre festgenommen. Zuvor hatte die Polizei laut Medienberichten Hinweise auf Einbrüche in der Gegend erhalten.
An einem Haus in Pacific Palisades hing neben der US-Fahne ein Schild mit der Warnung "Plünderer werden erschossen". Polizei und Nationalgarde richteten Kontrollpunkte am Rande der Katastrophenzonen ein, um die Ausgangssperren zu kontrollieren und für Sicherheit zu sorgen. Die Checkpoints sorgten aber für Frustration unter zeitweise geflüchteten Bewohnern, die wegen der Kontrollen bis zu zehn Stunden anstehen mussten, um zu ihren Häusern oder deren Überresten zurückzukehren.
Mehr als 150.000 Menschen hatten in den vergangenen Tagen ihre Häuser verlassen müssen, unter ihnen zahlreiche Hollywood-Stars und andere Prominente. Die Großbrände waren seit Dienstag ausgebrochen und hatten sich aufgrund der starken Winde explosionsartig ausgebreitet.
Die Brände verschlechterten auch zusehends die Luftqualität. Die örtliche Gesundheitsbehörde riet den Bewohnern, ihre Wohnungen möglichst wenig zu verlassen. Wer im Freien arbeiten müsse, solle N95-Atemschutzmasken verwenden - was in Europa dem Standard FFP2 entspricht. Wegen der erhöhten Luftverschmutzung hatte der Verwaltungsbezirk bereits am Freitag den Gesundheitsnotstand ausgerufen.
Unterdessen wurde weiter über die Verantwortung für das Ausmaß der Brände diskutiert. Der künftige Präsident Donald Trump von den Republikanern warf den Behörden im von den Demokraten dominierten Kalifornien "Unfähigkeit" vor. Die Behörden bekämen es einfach nicht hin, die Feuer zu löschen, schrieb er in seinem Onlinedienst Truth Social. "Was stimmt nicht mit ihnen?", fragte Trump.
Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom wies Trumps massive Kritik und dessen "Beleidigungen" zurück. Zugleich lud er den designierten Präsidenten nach Los Angeles einx, um sich vor Ort ein Bild von den Zerstörungen zu machen. Die in der Kritik stehende Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, versicherte,alle Behörden zögen bei der Brandbekämpfung am selben Strang. Zuvor hatte die örtliche Feuerwehrchefin eine unzureichende Finanzierung ihrer Behörde moniert.
Newsom kündigte unterdessen einen "Marshallplan" für den Wiederaufbau von Los Angeles. "Marshallplan" hieß das US-Programm für den wirtschaftlichen Wiederaufbau Westdeutschlands nach dem Zweitgen Weltkrieg. Es sei bereits ein Team im Einsatz, das Konzepte für ein "L.A. 2.0" entwerfen solle, sagte Newsom im Sender NBC.
R.Vandevelde--JdB