Habeck betont Bedeutung Indiens - deutsche Wirtschaft fordert Freihandelsabkommen
Vor den deutsch-indischen Regierungskonsultationen in Neu Delhi hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Bedeutung der Indo-Pazifik-Region für Deutschland betont. Sie sei der "dynamischste" und "daher von immenser geostrategischer Bedeutung für Deutschland und die EU", erklärte Habeck am Donnerstag. Deutsche Wirtschaftsverbände forderten den Abschluss eines Freihandelsabkommens mit Indien.
Das südasiatische Land sei für die exportorientierte europäische Maschinenbauindustrie ein wichtiger Wachstumsmarkt, erklärte der Maschinenbauverband VDMA. Zahlreiche Mitgliedsunternehmen bauten dort gerade ihre Geschäftsaktivitäten aus und investierten im erheblichen Umfang. Indien sei aber "eines der letzten Hochzollländer im Maschinenbau". Deshalb sei "endlich ein EU-Freihandelsabkommen mit Indien" nötig.
Die siebten deutsch-indischen Regierungskonsultationen beginnen am Freitag in Neu Delhi; zuvor findet dort die Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft statt. Die EU müsse "gleichgesinnten" Partnern in der Region "attraktive und leicht zugängliche Kooperationsangebote" machen, erklärte der Asien-Pazifik-Ausschuss (APA). Dabei sollten Deutschland und die EU insbesondere die Länder des "Globalen Südens" im Blick behalten.
Auch der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) forderte "zügig" neue Freihandelsabkommen mit Staaten wie Indien, Australien, Thailand und Indonesien. Die Region sei ein "vielversprechender Wachstumsmarkt", erklärte der ZVEI.
ZVEI-Geschäftsführer Wolfgang Weber betonte, wichtig sei, sich bei den Verhandlungen "unbedingt auf den Handel zu fokussieren und diese nicht mit umweltpolitischen und sozialen Auflagen zu überfrachten" Nachhaltigkeits- und Sozialziele sollten als "separate, verbindliche" Ziele behandelt werden. Die EU wolle etwa mit Klimazöllen die hiesige Industrie vor Importen aus weniger klimabewussten Regionen schützen. "Damit verfehlt sie jedoch das Ziel", erklärte Weber. Exportländer würden versuchen, diese Zölle zu umgehen. "Am Ende bleibt hauptsächlich unnötige Bürokratie für die Unternehmen."
Der Vorsitzende des APA der Deutschen Wirtschaft, Siemens-Chef Roland Busch, forderte zudem Technologiepartnerschaften. "So können wir Infrastruktur, Gesundheitswesen, Industrieproduktion und Mobilität verbessern - mit Digitalisierung, künstlicher Intelligenz und Energieeffizienz", erklärte er.
Ziel der deutsch-indischen Regierungskonsultationen ist der weitere Ausbau der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen. Nach Angaben des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft sind rund 2000 deutsche Unternehmen mit rund 500.000 Arbeitsplätzen in Indien ansässig. Das bilaterale Handelsvolumen sei auf Rekordniveau gewachsen, heißt es aus Regierungskreisen. Die indische Wirtschaft sei offen für Investitionen und Zusammenarbeit, vor allem in den Sektoren Maschinenbau, Automobilindustrie, Chemie, Pharma, Informationstechnologie, erneuerbare Energien und Wasserstoff.
Auch die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) bezeichnete Indien als "das Zugpferd für Investitionen in Asien-Pazifik". 51 Prozent der Unternehmen vor Ort planten höhere Investitionen in den kommenden zwölf Monaten. Als größte Herausforderungen in der gesamten Asien-Pazifik-Region nannten die Firmen laut DIHK die schwache Nachfrage und die Wechselkursschwankungen.
W.Baert --JdB