Selenskyj bestreitet Gespräche mit europäischen Verbündeten über Waffenruhe
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bestritten, während seiner derzeitigen Reise durch westeuropäische Hauptstädte mit den Verbündeten über eine mögliche Waffenruhe mit Russland zu sprechen. "Ich habe in manchen Medien gesehen, dass ich hergekommen sei, um über eine Waffenruhe zu reden. Das ist falsch", sagte er nach einem Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Donnerstag in Paris. Dies sei eine von Russland gesteuerte "Falschinformation".
Selenskyj bekräftigte seinen Appell an die westlichen Verbündeten, die Ukraine weiter zu unterstützen. "Wir brauchen Ihre Hilfe noch vor dem Winter", sagte er.
Der ukrainische Präsident hatte zuvor den britischen Regierungschef Keir Starmer und den neuen Nato-Generalsekretär Mark Rutte in London getroffen. Es sei "sehr wichtig, dass wir unsere anhaltende Verpflichtung zur Unterstützung der Ukraine" zeigen können, sagte Starmer. Rutte betonte, es gehe nicht nur um die Ukraine, sondern auch um "die Verteidigung des Westens und darum, wie wir sicher bleiben".
Selenskyj wollte später von Paris nach Rom weiterreisen, wo Treffen am Donnerstagabend mit der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni und am Freitagmorgen mit Papst Franziskus auf seinem Programm standen. Am Freitag wird er zu einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Berlin erwartet.
Eigentlich wollte Selenskyj zu einem diplomatischen Spitzentreffen zur Lage in der Ukraine am Samstag zum US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz reisen. Dieses Treffen mit Vertretern von mehr als 50 Ländern wurde allerdings verschoben, nachdem US-Präsident Joe Biden kurzfristig einen geplanten Staatsbesuch in Deutschland wegen des Hurrikans "Milton" abgesagt hatte.
Bei seiner Europa-Reise wirbt Selenskyj um weitere Unterstützung der westlichen Partner für den Kampf gegen die russischen Invasionstruppen. Die Ukraine hat angesichts der überlegenen russischen Luftwaffe von seinen westlichen Verbündeten wiederholt mehr Kampfjets und eine bessere Luftabwehr gefordert, um ihre Bevölkerung zu schützen.
Selenskyj drängt die USA und Großbritannien zudem seit Monaten, den Einsatz der von ihnen gelieferten Waffen gegen Ziele weit auf russischem Staatsgebiet zu erlauben. Bisher haben die USA und Länder wie Deutschland eine Genehmigung für Angriffe auf Ziele innerhalb Russlands mit ihren Waffen aber nur für unmittelbar an die ostukrainische Region Charkiw angrenzendes Gebiet erteilt.
Russland meldete neue ukrainische Luftangriffe auf russischem Gebiet in der Nacht zum Donnerstag. Nach Angaben Moskaus wurden 92 ukrainische Drohnen abgefangen, mehr als die Hälfte von ihnen in der südrussischen Region Krasnodar.
In der angrenzenden Kaukasusrepublik Adygeja griff die Ukraine nach eigenen Angaben einen Luftwaffenstützpunkt mit Drohnen an. Dabei sei ein Treib- und Schmierstoffdepot auf dem Stützpunkt in Maikop zerstört worden. Maikop liegt 410 Kilometer von der Front entfernt.
In der südukrainischen Küstenregion Odessa erhöhte sich unterdessen die Zahl der Todesopfer nach einem russischen Raketenangriff auf dortige Hafenanlagen auf acht. Zwei Männer seien nach der Attacke vom Mittwoch auf ein Containerschiff ihren Verletzungen erlegen, teilte Gouverneur Oleh Kiper mit.
E.Goossens--JdB