Journal De Bruxelles - Wirtschaftsweise senken Wachstumsprognose auf 1,8 Prozent ab

Börse
MDAX 0.3% 26176.81
Euro STOXX 50 0.36% 4768.26
SDAX 0.35% 13318.31
TecDAX 0.4% 3327.21
DAX 0.32% 19121.69
Goldpreis -0.19% 2626 $
EUR/USD -0.5% 1.0546 $
Wirtschaftsweise senken Wachstumsprognose auf 1,8 Prozent ab
Wirtschaftsweise senken Wachstumsprognose auf 1,8 Prozent ab

Wirtschaftsweise senken Wachstumsprognose auf 1,8 Prozent ab

Die Aussichten für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands haben sich durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine nach Einschätzung der sogenannten Wirtschaftsweisen "drastisch" verschlechtert. Wie der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung am Mittwoch mitteilte, wird für das Jahr 2022 nun lediglich noch ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,8 Prozent erwartet. Im Herbst waren die Wirtschaftsweisen noch von 4,6 Prozent Wachstum ausgegangen.

Textgröße:

Die Inflation dürfte durch die hohen Energiepreise in diesem Jahr der neuen Prognose zufolge auf 6,1 Prozent steigen. Für das kommende Jahr wird dann ein Rückgang bei der Teuerung der Verbraucherpreise auf 3,4 Prozent erwartet. Beim BIP-Wachstum geht der Sachverständigenrat für 2023 derzeit von einem Anstieg der Wirtschaftsleistung um 3,6 Prozent aus.

Vor Ausbruch des Krieges hätten sowohl die zunehmende Industrieproduktion als auch der robuste Arbeitsmarkt für eine konjunkturelle Erholung gesprochen, erklärten die Wirtschaftsweisen. Durch den Krieg hätten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nun aber "drastisch verschlechtert". "Durch den Krieg werden die wegen der Corona-Pandemie bereits angespannten Lieferketten zusätzlich beeinträchtigt", erklärte Sachverständigenratsmitglied Achim Truger. "Gleichzeitig belasten die nochmals kräftig gestiegenen Preise für Erdgas und Erdöl die Unternehmen und den privaten Konsum."

Im Sommerhalbjahr 2022 dürfte jedoch nach Einschätzung der Wirtschaftsweisen "der Konsum kontaktintensiver Dienstleistungen zunehmen" und positiv zur Entwicklung des BIP beitragen. Die Corona-Pandemie stelle aber "weiterhin ein Risiko für das Wachstum dar", fügten sie hinzu.

Grundsätzlich ist die aktuelle Prognose nach Angaben des Sachverständigenrates "mit sehr großer Unsicherheit behaftet". Die Auswirkungen des Kriegs ließen sich nur schwer abschätzen. Insbesondere eine weitere Verschärfung des Konfliktes sowie eine Ausweitung der Sanktionen könnten die deutsche und europäische Wirtschaft demnach deutlich stärker belasten.

"Deutschland ist stark von russischen Energielieferungen abhängig", erläuterte Sachverständigenratsmitglied Monika Schnitzer. "Ein Stopp dieser Lieferungen birgt das Risiko, dass die deutsche Volkswirtschaft in eine tiefere Rezession abrutscht und die Inflation noch stärker zunimmt."

E.Carlier--JdB