Journal De Bruxelles - Druck auf Staat zu Aufklärung von Missbrauchsskandal in katholischer Kirche

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Druck auf Staat zu Aufklärung von Missbrauchsskandal in  katholischer Kirche
Druck auf Staat zu Aufklärung von Missbrauchsskandal in katholischer Kirche

Druck auf Staat zu Aufklärung von Missbrauchsskandal in katholischer Kirche

Nach der Vorstellung des Gutachtens zum sexuellen Missbrauch im Erzbistum München und Freising haben Politiker der Ampelkoalition, Vertreter von Missbrauchsopfern und katholische Laien die Politik aufgefordert, die Aufklärung des Missbrauchs in der deutschen katholischen Kirche zu übernehmen. Der religionspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Lars Castelluci, sagte der "Augsburger Allgemeinen" vom Freitag, niemand könne "sich selbst aufklären - dafür gibt es unseren Rechtsstaat".

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Nach den Erfahrungen mit den unterschiedlichen Gutachten und deren Handhabung in der Kirche forderte er "einen verbindlichen gemeinsamen und überprüfbaren Rahmen für die Aufarbeitung in ganz Deutschland - Transparenz und Unabhängigkeit müssen gestärkt werden", sagte Castelluci. Als möglichen Weg nannte der Sozialdemokrat eine Aufwertung der unabhängigen Aufarbeitungskommission.

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, forderte ebenfalls einen stärkeren Einsatz der Politik bei der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche. "Wichtig wäre, dass die von mir im Jahr 2016 auf der Bundesebene bereits eingerichtete Aufarbeitungskommission, dass die nun mal endlich gesetzlich verankert wird - das ist sie noch nicht", sagte Rörig im Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). "Und dass dieser Kommission auch tatsächlich Kontroll-, Beratungs- und vielleicht auch Untersuchungsrechte eingeräumt werden."

Rörig warf der Politik vor, bisher zu zurückhaltend bei der Aufarbeitung des kirchlichen Skandals gewesen zu sein. "Und mir wäre es wirklich wichtig, dass jetzt auch das Klein-Klein der Bundespolitik in die Mottenkiste der Vergangenheit gesteckt wird und die Ampelkoalition sich für ein konsequentes Aufarbeiten von sexualisierter Gewalt auch im kirchlichen Bereich entscheidet."

Der Sprecher der Betroffeneninitiative Eckiger Tisch, Matthias Katsch, sagte im Südwestrundfunk, um die Vergangenheit in der katholischen Kirche aufzuarbeiten, sei nun ein Blick von außen nötig. Das könne jedoch nur in einer unabhängigen Aufarbeitung geschehen, die von staatlicher Seite garantiert, unterstützt und begleitet werde.

Auch die Vertretung der katholischen Laien, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), forderte mehr politische Einflussnahme auf die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Kirche. ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp sagte im RBB, sie glaube "nicht mehr, dass die Kirche allein die Aufarbeitung schafft".

Es müsse die Frage gestellt werden, "ob es nicht ein besserer Weg wäre, wenn wir auf der politischen Seite im Sinne der Unabhängigkeit der Aufarbeitung mehr Einflussnahme hätten - beispielsweise über einen Ausschuss im Parlament, über eine Kommission, über eine Wahrheitskommission."

Stetter-Karp zeigte sich dabei enttäuscht über das Verhalten der kirchlichen Verantwortlichen. "Es ist offensichtlich, dass auch im Jahr 2022 die bittere Realität heißt: Das System von Vertuschung, Vergessen und schneller Vergebung gegenüber den Tätern ist nicht aufgebrochen worden."

Das am Donnerstag vorgelegte Gutachten hatte bei sämtlichen Münchner Erzbischöfen seit dem Zweiten Weltkrieg Fehlverhalten festgestellt, darunter auch beim späteren Papst Benedikt XVI. und beim amtierenden Kardinal Reinhard Marx. Bei 42 noch lebenden und aktiven Geistlichen haben die Gutachter den Verdacht strafbaren Missbrauchshandelns, hier prüft die Staatsanwaltschaft München I mögliche Straftaten.

Im Fall des emeritierten Papsts sehen die Gutachter es als erwiesen an, dass er bei vier pädophilen Klerikern - zwei davon einschlägig vorbestraft - deren Weiterbeschäftigung in Kirchengemeinden ermöglichte. Eine Stellungnahme, in der Benedikt dies zurückwies, nannten die Gutachter auf Grundlage von Zeugenbefragungen und der Aktenlage unglaubwürdig.

H.Raes--JdB