Sturm legt öffentliches Leben in Teilen Großbritanniens lahm
Mit Rekord-Windgeschwindigkeiten von fast 200 Stundenkilometern ist der Sturm "Eunice" in England auf Land getroffen und hat in weiten Teilen des Landes das öffentliche Leben lahmgelegt. In der Hauptstadt London wie in Teilen von Südengland und Wales galt eine Sturmwarnung der Alarmstufe rot, das Unwetter sorgte für Stromausfälle sowie Zug- und Flugausfälle. Auch andere europäische Länder hatten mit dem in Deutschland "Zeynep" genannten Orkantief zu kämpfen.
Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 196 Stundenkilometern traf "Eunice" auf der Isle of Wight vor der Südküste Englands auf Land. Dies sei nach vorläufiger Einschätzung "die stärkste jemals in England gemessene Bö", teilte die britische Wetterbehörde Met Office mit.
Für London gab die Wetterbehörde die erste Sturmwarnung der Alarmstufe rot heraus, seit diese Kategorisierung 2011 eingeführt worden war. Die britische Hauptstadt wirkte am Freitag wie ausgestorben.
Auch für den Südosten und Südwesten Englands und den Süden von Wales galt die höchste Alarmstufe, die "Lebensgefahr" bedeutet. Das Met Office warnte, es könnten Dächer fortgeweht sowie Bäume und Stromleitungen umgerissen werden. An den Küsten wurde mit Überflutungen gerechnet. Für Schottland und Nordengland wurden heftige Schneefälle vorhergesagt. Millionen Menschen waren aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Die Schulen in den Sturmgebieten blieben geschlossen.
In Südwestengland fiel in mehr als 70.000 Haushalten der Strom aus, wie der Netzbetreiber mitteilte. Auf den Londoner Flughäfen wurden hunderte Flüge gestrichen, der Fährverkehr über den Ärmelkanal wurde ausgesetzt. In Wales stellten alle Züge und Busse ihre Fahrten ein.
In England gab es wegen Sturmschäden an Straßen, Brücken und Bahntrassen Verspätungen und Ausfälle im Bus- und Bahnverkehr. In London wurde der Zugverkehr während der morgendlichen Stoßzeit eingeschränkt. Mehrere Brücken wie die Queen-Elizabeth-II.-Brücke im Süden Londons wurden gesperrt.
Die britische Armee wurde wegen des Sturms in Bereitschaft versetzt. Für den Nachmittag wurde eine Krisensitzung des britischen Kabinetts angesetzt. Der Staatsminister im Innenministerium, Damian Hinds, rief die Bevölkerung auf, sich in Sicherheit zu bringen. Ein Vertreter der britischen Umweltbehörde warnte davor, auf der Jagd nach dramatischen Aufnahmen an die Küsten zu gehen. Dies wäre "wahrscheinlich das Dümmste, was Sie tun können", sagte er.
Auch Irlands Wetterbehörde gab eine Sturmwarnung heraus. Alle Schulen in dem EU-Land blieben geschlossen. In mehr als 80.000 Haushalten und Geschäften fiel der Strom aus.
Von England aus sollte "Eunice" nach Dänemark weiterziehen. Züge mussten dort mit verringerter Geschwindigkeit fahren, für die Nacht wurde mit der Sperrung der Brück über den Großen Belt gerechnet.
Die Deutsche Bahn stellte den Regional- und Fernverkehr in Norddeutschland am Nachmittag schrittweise ein. Hier wurde "Eunice" unter dem Namen "Zeynep" mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 Stundenkilometern erwartet. Der Wetterdienst gab flächendeckende Unwetterwarnungen für die Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin und die größten Teile von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt heraus.
In den Niederlanden rief die Meteorologiebehörde Warnstufe rot aus. Medienberichten zufolge wurden hunderte Flüge gestrichen, der Zugverkehr sollte am Nachmittag eingestellt werden. Auch in Belgien war der Bahnverkehr beeinträchtigt und die Behörden riefen die Bürger auf, nur in dringenden Fällen das Haus zu verlassen. In der nordfranzösischen Bretagne verursachte "Eunice" bis zu vier Meter hohe Wellen und beeinträchtigte den regionalen Bahnverkehr.
Bereits am Mittwoch hatte der Sturm "Dudley" in Großbritannien für Verkehrschaos und Stromausfälle gesorgt, aber keinen größeren Schaden angerichtet. Danach richtete das selbe Sturmtief unter dem Namen "Ylenia" in Deutschland und mehreren seiner Nachbarländer Unheil an. In Deutschland starben am Donnerstag drei Autofahrer in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, auch in Polen kamen mindestens drei Menschen durch den Sturm ums Leben.
P.Mathieu--JdB